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KI frisst deine Marke – und du klatschst auch noch Applaus

Warum KI Marken austauschbar macht – und wie Kreativität, Chaos und echte Freiheit zum letzten Luxus in der Markenkommunikation werden.

May 5, 2025

Willkommen auf der neuen Website von reviergold. Sie ist schnell, scharf, klar. Aber darum geht’s heute nicht. Heute geht’s um etwas Größeres. Um Kreativität. Um Identität. Um Marken, die in einem Meer aus Mittelmaß untergehen – und dabei denken, sie schwimmen oben.

Denn während alle über die Zukunft der KI reden, haben die meisten vergessen, was Markenkommunikation überhaupt ausmacht: Unverwechselbarkeit.

IKEA, Helvetica & KI – die Ästhetik der Uniformität

Ich sehe die Ära von KI ähnlich wie den Einzug von IKEA in unsere Wohnzimmer. Plötzlich konnten sich Menschen weltweit mit wenig Geld einen ästhetischen Standard leisten, der „gut genug“ war. Grausame Einrichtungen wurden passabel, „kein Geschmack“ wurde zum 80-Prozent-Pareto-Standard für Interieur.

Aber irgendwann sahen alle Wohnzimmer gleich aus. Billy, Pax, Lack. Die Uniformität war perfekt. Die Marke IKEA hatte erreicht, was KI jetzt für Kommunikation zu tun droht: Sie macht alles etwas besser – aber nichts besonders.

Dasselbe geschah im Design der 60er und 70er Jahre, als Helvetica zur typografischen Allzweckwaffe wurde. Lufthansa, Deutsche Bahn, BASF, BMW – alle klatschten Helvetica in ihre Logos. Weil sie funktional war. Zeitgeistig. Und weil sie alle anderen auch benutzten.

Ergebnis: Die Moderne wurde zur Monotonie. Helvetica wurde zur „typografischen Landplage“ erklärt. Und damit zur Mahnung: Wenn alle dasselbe machen, ist niemand mehr sichtbar.

Marken sind keine Maschinenprodukte

Und hier sind wir bei KI. Sie kann viel. Texte schreiben. Bilder generieren. Content produzieren. In Lichtgeschwindigkeit. Und doch: Was nützt das schnellste Werkzeug, wenn alle denselben Hammer schwingen?

Marken verlieren gerade ihren Charakter, weil sie glauben, Kreativität sei skalierbar wie Serverleistung. Ist sie nicht. Eine starke Marke lebt nicht von Effizienz, sondern von Eigenheit. Nicht von Mustern, sondern von Haltung.

KI als Kreativhelfer, nicht Kreativdirektor

Versteht mich nicht falsch: Ich bin kein Tech-Gegner. Im Gegenteil. Ich sehe KI als riesige Chance – wenn man sie richtig einsetzt.

Ich nutze KI, um Prozesse zu automatisieren, die Kreativität behindern. Um den Kopf freizuräumen, nicht zu ersetzen. Um zu inspirieren, nicht zu steuern. Gute KI ist wie ein Assistent, der mir das Briefing abnimmt – nicht wie ein Creative Director, der mir das Denken abgewöhnt.

Aber: Wenn die Trainingsdaten von einer kleinen, homogenen Gruppe stammen – Menschen, die eher wie Silicon Valley als wie die Straße von Duisburg-Marxloh oder Neukölln ticken – dann entsteht ein Bias. Und zwar einer, der Vielfalt nicht reproduziert, sondern reduziert.

KI muss von allen trainiert werden dürfen. Nicht nur von Entwickler-Teams, die sich selbst für den Mittelpunkt der Welt halten. Sonst gibt es kein Gleichgewicht. Und vor allem: keine echten Perspektiven.

Empathie schlägt Algorithmen

Was wir jetzt brauchen, ist nicht der nächste Automatisierungshype. Sondern eine Rückbesinnung auf das, was Marken wirklich stark macht: Empathie. Originalität. Mut zur Reibung.

Denn in der Welt von IKEA-Wohnzimmern und Helvetica-Logos wurde Differenz wieder kostbar. Menschen sehnen sich nach Dingen, die zu ihnen passen, nicht zu irgendeiner Norm. Innenarchitektur wurde wieder individuell. Design wurde wieder mutiger. Das kommt jetzt auch in der Markenkommunikation. Empathie schlägt Algorithmen. Haltung schlägt Mittelmaß.

reviergold glaubt an radikale Kreativität

Unsere neue Website ist kein Redesign – sie ist ein Zeichen. Für eine neue Form von Kommunikation. Eine, die KI als Werkzeug nutzt, aber den Menschen als Kompass behält. Eine, die weiß, dass Differenz der Rohstoff jeder echten Marke ist.

Wir bei reviergold glauben an Reibung. An Haltung. An Kreativität, die nicht jedem gefällt – aber genau denen, die zur Marke passen.

Wenn deine Marke klingt wie alle anderen, dann liegt das nicht an KI. Sondern daran, wie du sie nutzt. Und wenn du ihr Profil verlierst, liegt das nicht am Markt – sondern an deiner Angst, zu polarisieren.

Wer nicht auffällt, fällt weg – und warum Chaos der wahre Luxus ist

In einer Welt, in der der Content im Sekundentakt generiert wird, ist Relevanz das letzte echte Luxusgut – könnte man meinen. Aber das stimmt nicht ganz.Der wahre Luxus ist Chaos. Und Freiheit.

Warum? Weil sie sich nicht berechnen lassen. Weil sie nicht skaliert werden können. Weil sie nicht trainiert, gemittelt oder durch Normdaten ersetzt werden können. Freiheit in der Markenführung bedeutet, sich gegen Standards zu entscheiden – und für Identität. Chaos ist der kreative Raum, in dem etwas wirklich Neues entsteht.

Algorithmen lieben Ordnung. Marken brauchen das Gegenteil: Störung. Brüche. Mut.

Kreativität gedeiht nicht in der Komfortzone der Konvention, sondern im kontrollierten Kontrollverlust. Das ist unbequem. Das ist schwer messbar. Und genau deshalb ist es wertvoller denn je.

Autor

Jens Skorwider